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Neue medizinische S3-Leitlinie für die vaginale Geburt am Termin

Die im Januar publizierte S3-Leitlinie “Vaginale Geburt am Termin” entstand federführend durch die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft und die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Auch der SHV und die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe waren aktiv an der Erarbeitung beteiligt. Bisher gab es im deutschsprachigen Raum keine einheitliche, auf hohem Evidenzniveau beruhende Leitlinie zur vaginalen Geburt, obwohl in den deutschsprachigen Ländern Europas (Deutschland, Österreich und Schweiz) im Jahr 2019 über 957 000 Geburten registriert wurden. Die wissenschaftliche Zusammenarbeit aller an der Leitlinie beteiligten Organisationen hat deutlich gezeigt, dass es zu vielen geburtshilflich relevanten Themen dringenden Forschungsbedarf gibt.

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. überwacht, koordiniert und publiziert in Deutschland die Erarbeitung von medizinischen Leitlinien. Diese werden in vier Evidenzgrade eingeteilt: S1, S2k, S2e sowie S3. Bei einer S3-Leitlinie liegt ein hoher Evidenzgrad vor, das bedeutet, dass sie die höchste methodische Qualität mit umfangreicher Recherche und Überprüfung wissenschaftlicher Studien aufweist und dass bei der Erarbeitung neben den betroffenen Fachgesellschaften – wie in diesem Fall – auch Klientinnen oder – wie in anderen Leitlinien – Patientinnen und Patienten involviert werden. 

Die Empfehlungen in der aktuellen S3-Leitlinie “Vaginale Geburt am Termin” adressieren sich an Schwangere/Gebärende und an deren Kinder, die in den Schwangerschaftswochen 37+0 bis 41+6 als Einling aus Schädellage geboren werden. Die Leitlinie soll den beteiligten Professionen evidenzbasierte Handlungsempfehlungen zur Verfügung stellen, um die gemeinsame Betreuung von Frauen und deren Kindern in der Lebensphase von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und früher Elternschaft zu verbessern und die Zusammenarbeit der Professionen zu fördern.

Dem Thema Betreuung wird ein ausführliches Kapitel gewidmet. Einer frauenzentrierten Betreuung, dem Wohlbefinden der Frau bei der Geburt und dem respektvollen Umgang wird in den Empfehlungen grosse Bedeutung zugeschrieben. Die umfangreiche Leitlinie spricht insgesamt zahlreiche Empfehlungen zu medizinischen Massnahmen während einer vaginalen Geburt aus wie z. B. das Vorgehen bei vorzeitigem Blasensprung oder bei der Terminüberschreitung, und es werden zeitliche Angaben zu den verschiedenen Phasen der Geburt definiert. Die Überwachung der Kardiotokografie in allen Phasen der Geburt wird ausführlich thematisiert.

Barbara Stocker Kalberer, Präsidentin SHV

S3-Leitlinie (Kurzfassung/Langfassung/Leitlinienreport) 

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