Viele Mütter mit Typ-1-Diabetes haben Angst, dass sie durch das Stillen ihres Säuglings eine Unterzuckerung erleben. In einigen Ratgebern wird empfohlen, dass die Mütter immer dann, wenn sie ihr Kind stillen, eine kleine Mahlzeit mit Kohlenhydraten zu sich nehmen sollen, insbesondere in der Nacht. Weil wissenschaftliche Belege fehlen, die diese Empfehlung rechtfertigen, beschäftigten sich nun Forscher aus Dänemark mit dieser Problematik.
33 Frauen mit Typ-1-Diabetes, die vor einem Monat ein Kind zur Welt gebracht hatten, nahmen an der Studie teil. 26 Mütter stillten ihr Kind, die anderen 7 Mütter fütterten es mit der Flasche. Als Kontrollgruppe zogen die Wissenschaftler 32 Frauen mit Typ-1-Diabetes heran, die im Jahr zuvor kein Kind zur Welt gebracht und nicht gestillt hatten.
Nur bei wenigen Frauen lag der Blutzucker in der Nacht in einem niedrigen Bereich (<4 mmol/l), der Unterzuckerungen begünstigt. Die stillenden Frauen befanden sich in der Nacht zu einem grösseren Anteil als die anderen Frauen im angestrebten Blutzuckerbereich von 4,0 bis 10,0 mmol/l. Sowohl bei den stillenden Frauen als auch bei den Frauen aus der Kontrollgruppe traten Unterzuckerungen, die sich mit Symptomen bemerkbar machten, zwei- bis dreimal pro Woche auf. Die stillenden Mütter reduzierten ihre Insulindosis im ersten Monat nach der Schwangerschaft um 18%. Die Frauen konsumierten keine Mahlzeiten, wenn sie ihre Kinder in der Nacht stillten. Ein Blutzuckerwert im niedrigen Bereich von <4 mmol/l trat in 4,6% der Fälle drei Stunden, nachdem die Frauen nachts gestillt hatten, auf. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen u. a., dass stillende Frauen mit Typ-1-Diabetes, die ihre Insulindosis reduzieren und genügend Kohlenhydrate zu sich nehmen, daher vermutlich nachts beim Stillen keinen Snack mit Kohlenhydraten brauchen.
Studie: Ringholm, L., Roskjær, A. B., Engberg, S., Andersen, H. U., Secher, A. L., Damm, P. & Mathiesen, E. R. (2019). Breastfeeding at night is rarely followed by hypoglycaemia in women with type 1 diabetes using carbohydrate counting and flexible insulin therapy. Diabetologia; 62(3):387–398, doi:10.1007/s00125-018-4794-9.