Fünf Fragen zum elektronischen Patientendossier an Adrian Schmid, Leiter eHealth Suisse.
«Der Nutzen des EPD wird grösser, je mehr Gesundheitsfachpersonen sich anschliessen» Fünf Fragen zum elektronischen Patientendossier an Adrian Schmid, Leiter eHealth Suisse. [§s Andrea Ullius Adrian Schmid leitet eHealth Suisse, die Kompetenz- und Koordinationsstelle von Bund und Kantonen, Adrian Schmid, aktuell sind in der Schweiz erst zwei Stammgemeinschaften zertifiziert. Gehen Sie davon aus, dass noch in diesem Jahr das EPD flächendeckend implementiert werden kann? Adrian Schmid: Die Zertifizierung muss zum Schutz der Patientinnen und Patienten sorgfältig durchgeführt werden und benötigt deshalb mehr Zeit als erwartet. Eine konkrete Prognose für den Abschluss dieser Arbeiten bleibt deshalb schwierig. Aber wenn die Planungen der Stammgemeinschaften aufgehen, dann sollte in allen Regionen ein Start in diesem Jahr möglich sein.
Welches sind aktuell die grössten Hürden, die im Zusammenhang mit dem EPD genommen werden müssen? Positiv ist, dass die ersten Stammgemeinschaften die Zertifizierung bestanden haben und in den Startlöchern sind. Es zeigt sich aber, dass der Aufbau der Stammgemeinschaften aufwendig ist und das Zertifizierungsverfahren anspruchsvoll bleibt, gerade auch wegen der sehr hohen Anforderungen an den Datenschutz und an die Datensicherheit des national vernetzten EPD. Was ist der grösste persönliche Nutzen für eine Person, die ein EPD eröffnet? Heute erhalten Patientinnen und Patienten oft nur Einblick in ein medizinisches Dokument, wenn sie ausdrücklich bei ihrer Gesundheitsfachperson danach fragen. Das EPD verändert diese Rollen. Erstens können die Menschen ihre wichtigsten Dokumente jederzeit einsehen und sich damit in aller Ruhe mit dem Inhalt auseinandersetzen.
Zweitens können sie die Informationen während einer Behandlung ihren Gesundheitsfachpersonen zur Verfügung stellen, sofern diese beim EPD mitmachen. Und was ist der grösste Nutzen für die Gesundheitsdienstleiter, wenn diese mit dem EPD arbeiten? Das EPD erleichtert den interprofessionellen Austausch. Wichtige Informationen der Patientinnen und Patienten stehen grundsätzlich allen Gesundheitsfachpersonen digital zur Verfügung. Immer mehr Personen aus verschiedenen Berufsgruppen sind an einer Behandlung beteiligt. Bereits wenn ein Patient oder eine Patientin kleinere gesundheitliche Probleme hat, können ein Arzt, eine Apothekerin und ein Therapeut an der Behandlung beteiligt sein.
Je Adrian Schmid «Das EPD erleichtert den interprofessionellen Austausch.» mehr Gesundheitsfachpersonen einbezogen sind, desto mehr muss koordiniert und kommuniziert werden. Der Nutzen des EPD wird somit grösser, je mehr Gesundheitsfachpersonen sich anschliessen. In Bezug auf die E-Medikation wurde bis jetzt die Selbstmedikation komplett vergessen. Was ist der Grund dafür? Es gibt hohe Erwartungen an die E-Medikation, weil viele Fachpersonen beteiligt sind und die Situation sehr rasch ändern kann.
Deshalb sind Medikationsfehler heute ein bekanntes Problem. Bereits eine bessere Koordination unter den Fachpersonen ist ein grosser Fortschritt. Dass die Selbstmedikation vergessen geht, stimmt so nicht. Die Patientinnen und Patienten können jederzeit selber Informationen zur Medikation in ihrem EPD ablegen. Aber zugegeben: Dies bedingt, dass sich die betroffenen Personen sehr bewusst und proaktiv mit ihren Krankheiten auseinandersetzen.
Grundsätzlich gilt auch hier: Die digitale Kommunikation ersetzt das Gespräch nicht. Es bleibt deshalb sinnvoll, wenn Gesundheitsfachpersonen bei den Patientinnen und Patienten nachfragen, ob sie Medikamente einnehmen, die nicht auf der Medikationsliste im EPD stehen.
Andrea Ullius