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Medical Tribune
Wer zu früh kommt…

Das Gestationsalter bei der Geburt hat offenbar einen grossen Einfluss auf die Gesundheit des Kindes. Besonders gefährdet sind Babys, die vor der 28. Woche auf die Welt kommen. Sie tragen im Vergleich zu Termingeborenen ein knapp fünfmal höheres Risiko für eine stationäre Behandlung während der ersten zehn Lebensjahre. Sogar leichte Verkürzungen der Schwangerschaftsdauer scheinen sich ungünstig auszuwirken: Kinder, die in der 38.

oder 39. Woche geboren wurden, mussten bis zum Ende der Primarschulzeit häufiger stationär behandelt werden. Einweisungsgrund war oft eine schwere Infektion Das Risiko war mit einem Plus von 29 % im Säuglingsalter im Vergleich zu Normalgeborenen (40 Wochen) zwar nur geringfügig erhöht. Aber diese Differenz hat erhebliche Bedeutung für das Gesundheitswesen: 42 % der Kinder in der untersuchten Studienkohorte wurden zwischen der 37. und 39.

SSW geboren, warnen Dr. Victoria Coathup von der Mögliche Langzeitfolgen einer vorzeitigen Geburtseinleitung berücksichtigen Universität Oxford und Kollegen. Grundlage für ihre Analyse ist eine bevölkerungsweite Kohortenstudie mit mehr als einer Million Kindern. In den meisten Fällen war eine schwere Infektion der Grund für die stationäre Einweisung. Bei Kindern, die vor der 37.

Woche auf die Welt kamen, spielten auch nichtinfektiöse gastrointestinale und respiratorische (<34 Wochen) Erkrankungen eine wesentliche Rolle. Am deutlichsten fiel der Unterschied zu den Termingeborenen in den ersten zwei Lebensjahren aus. Den nationalen Leitlinien folgend empfehlen die britischen Autoren daher, frühgeborene Kinder, d.h. geboren vor der 30.

Woche, in den ersten zwei Lebensjahren etwas genauer im Auge zu behalten. Gleiches gelte für vor der 36. SSW Geborene mit zusätzlichen Risikofaktoren. Bei den besonders kleinen Frühchen (<28. SSW) sollte diese Frist auf vier Jahre ausgedehnt werden.

Ausserdem sollte man diese Studienergebnisse in die Entscheidung für oder gegen eine vorzeitige Einleitung der Geburt angesichts der möglichen Langzeitfolgen mit einfliessen lassen, schreiben die Wissenschaftler. rft Coathup V et al. BMJ 2020; 371: m4075; doi: 10.1136/bmj.m4075.

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