Ziel der IMAGINE Euro-Studie war es, die Qualität der Betreuung von Müttern und Neugeborenen (quality of maternal and newborn care [QMNC]) in Gesundheitseinrichtungen während der COVID-19-Pandemie in Europa zu erforschen. Die Schweiz nahm an dieser internationalen Studie teil und die nationalen Ergebnisse erschienen im Dezember letzten Jahres.
Für die vorliegende Studie wurden 1175 Frauen, die in der Schweiz entbunden und einen Online-Fragebogen ausgefüllt hatten, in die Analyse einbezogen. 328 von ihnen (27,9 %) berichteten über Einschränkungen bei der QMNC während der Pandemie. Mehrere Qualitätsmerkmale wie mangelhafte Kommunikation (18,0 %, n=212), zu wenig Gesundheitsfachkräfte (19,7 %, n=231), fehlende Informationen über das Neugeborene nach einem Kaiserschnitt (26,5 %, n=91) oder Anzeichen einer Gefahr für Mutter und Neugeborenes (34,1 %, n= 401 bzw. 41,4 %, n=487) deuteten auf vermeidbare Lücken in der QMNC hin. Die multivariate Analyse ergab eine signifikant niedrigere QMNC für Frauen in französisch- und italienischsprachigen Regionen im Vergleich zur deutschsprachigen Region. Darüber hinaus erzielten Frauen, die den Fragebogen nicht in einer der Schweizer Landessprachen beantwortet hatten, bei mehreren Qualitätsindikatoren, die die Kommunikation mit den Gesundheitsdienstleistern widerspiegeln, signifikant niedrigere Werte als die anderen. Ein signifikant niedrigerer QMNC wurde auch bei jüngeren Frauen und Erstgebärenden festgestellt sowie bei Frauen, die einen Kaiserschnitt oder eine vaginaloperative Geburt hatten.
Schlussfolgerung: Frauen, die während der Pandemie in der Schweiz entbunden haben, berichteten von erheblichen Mängeln in der QMNC. Die Leistungserbringen sollten auf junge Frauen, Erstgebärende und Frauen, die sich einem Notkaiserschnitt oder einer vaginal-operativen Geburt unterzogen haben, achten, da die von diesen Gruppen berichtete QMNC niedriger ist. Frauen, die nicht in einer Schweizer Landessprache geantwortet haben, benötigen möglicherweise bessere Kommunikationsstrategien.