Pflegeinitiative: Nationalrat stimmt Ausbildungsoffensive zur Umsetzung zu

Der Nationalrat hat auf den Tag genau ein Jahr nach der Annahme der Pflegeinitiative dem Paket 1 des Bundesrats zur Umsetzung zugestimmt. Damit stellt der Bund die Mittel für eine Ausbildungsoffensive zur Verfügung, sofern die Kantone die entsprechenden Mittel sprechen. «Vor dem Hintergrund der angespannten Situation in der Praxis ist der Entscheid dringend nötig», erklärt Yvonne Ribi, die Geschäftsführerin des SBK. Sie fordert von den Kantonen, nun endlich ihre Hausaufgaben zu machen, damit die Ausbildungsoffensive ins Rollen kommt. Denn dafür brauche es nicht nur Geld, sondern auch genügend Berufsbildner:innen für die Betreuung der Studierenden in der Praxis.

 

Der Nationalrat das Bundesgesetz über eine Ausbildungsoffensive und dem eigenverantwortlichen Bereich für Pflegefachpersonen mit 132 zu 47 Stimmen angenommen. Der Bund will die Ausbildungsoffensive in der Pflege mit rund 500 Millionen Franken finanzieren. Das Geld wird nur dann gesprochen, wenn auch die Kantone Gelder in gleicher Höhe zur Verfügung stellen.

 

«Wir sind sehr froh, dass der Nationalrat das Paket 1 integral angenommen hat. Alles andere wäre enttäuschend gewesen», sagt Yvonne Ribi, die Geschäftsführerin des Schweizer Berufsverbands der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK. Sie verlangt, dass die Kantone endlich vorwärts machen, damit die Ausbildungsoffensive ins Rollen kommt. Die bis anhin passive Haltung der Kantone sei ernüchternd: «Gemäss unseren Informationen haben erst die Kantone Bern, Tessin und Wallis die Voraussetzungen geschaffen, um die Ausbildungsoffensive umzusetzen. Die anderen bleiben einfach untätig. In der Zwischenzeit steigt der Druck auf die Leute in der Praxis laufen an.»

 

Für die Ausbildungsoffensive braucht es zwingend auch genügend Fachpersonen als Berufsbildner:innen in der Praxis, erklärt Yvonne Ribi: «Die Studierenden müssen in den Praktika gut betreut werden. Das setzt voraus, dass genügend entsprechend ausgebildetes Personal vorhanden ist und die Berufsbildner:innen Zeit haben für die Begleitung der Studierenden.» In der aktuellen Situation mit über 7300 offenen Stellen für Pflegefachpersonen müssen folglich die Kantone alles daran setzen, die verbliebenen Leute im Beruf zu halten. «Wir fordern gemeinsam mit Gewerkschaften fünf Sofortmassnahmen, um den «Pflexit» zu stoppen. Die Kantone sind jetzt in der Verantwortung, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen.»

Der SBK bedankt sich bei Bundesrat und Parlament für die rasche Umsetzung der ersten Etappe. Er fordert den Bundesrat auf, das Paket 2 rasch in die Vernehmlassung zu schicken. «Damit die Pflegeinitiative die Arbeitsplatzsituation der Pflegenden verbessern, müssen drei Kernforderungen umgesetzt werden: «Bessere Arbeitsbedingungen, eine bedarfsgerechte Personaldotation und eine angemessene Finanzierung der Pflegeleistungen», erklärt Ribi.

 

Kontakt:

Yvonne Ribi, Geschäftsführerin SBK, Tel. 079 830 48 50 (deutsch)

Sophie Ley, présidente de l’ASI, tél. 079 374 49 02 (français)

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Pflegeinitiative: Bundesrat stellt erstes Massnahmepaket vor  

Der Bundesrat hat Paket 1 zur Umsetzung der Pflegeinitiative verabschiedet. Angesichts der desolaten Lage auf dem Pflegepersonalmarkt fordert der Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner SBK vom nationalen Parlament, Paket 1 sofort zu beraten und schnellstmöglich gutzuheissen. Gleichzeitig müssen die Kantone Sofortmassnahmen ergreifen, um die Berufsausstiege zu bremsen. Paket 1 entspricht dem ehemaligen indirekten Gegenvorschlag, dem das Parlament im Juni 2021 mit lediglich einer Gegenstimme bereits zugestimmt hat. «Für den SBK ist klar, dass das Parlament dieses Paket mit der Ausbildungsoffensive und dem eigenverantwortlichen Bereich durchwinken muss», sagt Yvonne Ribi, Geschäftsführerin des SBK. Alles andere wäre angesichts der mehr als kritischen Lage auf dem Personalmarkt unverständlich. «Wir befürchten, dass unnötige Diskussionen und Zeitverzögerungen den anhaltenden Exodus des Pflegepersonals noch befeuern würden». Die Zahl der offenen Stellen im Pflegebereich pro Monat steigt um rund 300 Stellen, wie der SBK in seiner Medienmitteilung zum Internationalen Tag der Pflege am 12. Mai bekanntgemacht hat. Es ist bemerkenswert, dass Hebammen von diesem Massnahmepaket ausgeschlossen sind, obwohl es die Situation dieses Berufsstands ebenfalls erfordern würde (Anmerkung der Redaktion).

Quelle: Pressemitteilung des Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner  https://www.sbk.ch/aktuell/news-single/pflegeinitiative-bundesrat-praesentiert-paket-1

Siehe auch Pressemitteilung des Bundesamts für Gesundheit vom 25. Mai 2022:  https://www.admin.ch/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-89015.html

 

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Bundesrat will die Ausbildungsoffensive im Pflegebereich möglichst rasch umsetzen

Der Bundesrat will dem Mangel an Pflegepersonal mit einer Ausbildungsoffensive begegnen. Die Ausbildung zu Pflegefachperson soll während acht Jahren mit bis zu einer Milliarde Franken durch Bund und Kantone gefördert werden. Pflegefachpersonen sollen zudem bestimmte Leistungen direkt zulasten der Sozialversicherungen abrechnen können. Mit diesen Massnahmen soll ein wichtiger Teil der Pflegeinitiative rasch umgesetzt werden. Sie waren bereits im indirekten Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative enthalten, weshalb der Bundesrat auf eine erneute Vernehmlassung verzichtet hat. Er hat die Botschaft an seiner Sitzung vom 25. Mai 2022 zuhanden des Parlaments verabschiedet.
Die Pflege ist ein wichtiger Pfeiler der medizinischen Versorgung, und der Bedarf an mehr diplomierten Pflegefachpersonen steigt in den nächsten Jahren weiter an. Der Anteil älterer Personen an der Gesamtbevölkerung wird zunehmen, und damit auch der Bedarf an professioneller Pflege und Unterstützung. Bereits heute haben Spitäler und Pflegeeinrichtungen Mühe, genügend Pflegefachpersonen zu finden.
Mit einer Ausbildungsoffensive will der Bundesrat den wachsenden Bedarf im Pflegebereich angehen und damit einen zentralen Punkt des neuen Verfassungsartikels umsetzen, wie er nach Annahme der Initiative «Für eine starke Pflege (Pflegeinitiative)» verankert wurde.

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Auf indirekten Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative eingetreten

Nach dem Nationalrat setzt auch die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerates (SGK-SR) auf einen indirekten Gegenvorschlag zur Pflegeinitiative. Sie trat einstimmig auf das Bundesgesetz über die Förderung der Ausbildung im Bereich der Pflege ein, das der Nationalrat in der Wintersession 2019 als indirekten Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für eine starke Pflege» beschlossen hatte.

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